Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten voranbringen
Foto: Büro Warken
Die Bundestagsabgeordnete Nina Warken tauschte sich mit der Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim Elisabeth Giesen über die aktuellen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt aus.
„Die Arbeitslosigkeit hat sich in beiden Landkreisen verändert“, beginnt Elisabeth Giesen ihre Analyse der aktuellen Arbeitsmarktzahlen im Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis. Dies sei unter anderem auf die Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine zurückzuführen. Als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine leben heute 1,1 Million Ukrainerinnen und Ukrainer als Flüchtlinge in Deutschland. Anders als andere Asylbewerber werden sie nicht ins Asylbewerberleistungsgesetz, sondern sofort ins SGB II eingegliedert. Damit profitieren Geflüchtete von der umfassenden Unterstützung und Aktivierung durch die Jobcenter.
Dennoch liege die Erwerbsquote ukrainischer Geflüchteter in Deutschland mit 25 Prozent bisweilen unter der anderer EU-Staaten wie etwa Polen (65%) oder den Niederlanden (50%). Die Gründe hierfür seien vielfältig. Warken stellt fest: „Unser Integrationskurssystem ist sicherlich gut, aber bei der Integration in Arbeit hinkt es noch.“ Ein Hindernis bei der Arbeitsaufnahme liege sicherlich an der Sprache. Hier weiß Giesen: „Der Wunsch, Sprachkompetenz zu erwerben, ist bei den Ukrainern sehr hoch.“ Jedoch gäbe es teils lange Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr für Sprachkurse. Da es sich bei den Ukraineflüchtlingen zu einem großen Teil um Frauen und Kinder unter 15 Jahren handle, komme auch die Frage der Kinderbetreuung hinzu. Weiter sei gerade zu Kriegsbeginn nicht klar gewesen, wie lange die Menschen aus der Ukraine tatsächlich in Deutschland bleiben würden, weshalb von allen Seiten zunächst nicht die Priorität auf einer Arbeitsaufnahme lag.
Dabei bürge die Gruppe ukrainischer Geflüchteter großes Potenzial, nicht nur für den Arbeitsmarkt, sondern auch für die demografische Entwicklung Deutschlands. Die meisten Ukrainer sind im erwerbsfähigen Alter zwischen 25 und 50. Ungefähr 65 bis 70 Prozent von ihnen haben eine Berufsausbildung. Das hat auch die Bundesregierungen erkannt und mit dem Job-Turbo ihre Anstrengungen verstärkt, Geflüchtete, nicht nur aus der Ukraine, schnell und möglichst nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Erfolg des Job-Tubos wird allerdings eher als mäßig bewertet.
Eine Rolle spiele dabei vermutlich auch das Bürgergeld, das die Menschen aus der Ukraine aufgrund ihrer Einstufung in das SGB II erhalten. Somit treffe die Diskussion, ob sich (Mehr-)Arbeit durch das Bürgergeld noch lohnt, auch auf sie zu. Warken betont, dass neben dem Fördern auch wieder das Fordern eine größere Bedeutung bekommen müsse. Auch Giesen stimmt zu, dass jeder seinen Teil zum Erfolg beitragen müsse.
Unternehmen aus Odenwald-Tauber suchen nach wie vor händeringend nach Fachkräften. Die Zahl der offenen Ausbildungsstellen liege nach wie vor deutlich über den Bewerberzahlen, berichtet Giesen. Gleichzeitig sei in beiden Landkreisen ein deutlicher Rückgang bei den Arbeitsstellen, besonders im Industriebereich zu verzeichnen. Dort komme es auch vermehrt zu Kurzarbeit. Dies sei auf die insgesamt eingetrübte wirtschaftliche Lage Deutschlands zurückzuführen. Jedoch ist Giesen weiter optimistisch: „Menschen mit guten Qualifikationen können wir nach wie vor leicht in Arbeit bringen.“
Zum Abschluss des Gesprächs waren sich Warken und Giesen einig, dass Politik und Arbeitsagenturen eng an einem Strang ziehen müssen, um das Beste für die Menschen auf der Suche nach Arbeit und die Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Dafür ist es wichtig, dass die Agentur für Arbeit finanziell ausreichend ausgestattet ist und damit auch vor Ort präsent sein kann, um sich dort um die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zu kümmern. Nina Warken versprach, sich dafür in Berlin einzusetzen.