„Pflege braucht deutlich mehr Wertschätzung“

Bild: Büro Warken
Die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken besuchte die Steinbacher Seniorenresidenz „Haus Theresa“
Odenwald-Tauber/Berlin. „Der Pflegeberuf lebt von Engagement und Herzblut“ – diese Aussage von Mitgeschäftsführerin Theresa Matz-Ritter erklärte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken bei ihrem Besuch in der Steinbacher Seniorenresidenz „Haus Theresa“ live.
Und es bestätigte das dankende Lob der Geschäftsführerin an ihr großes multikulturelles Team. Die langjährigen Mitarbeiter haben die „Neuen“ problemlos integriert, nachdem die „Multi-Kultis“ mutig Heimatland, Familie, Freunde und ihre Komfortzone verlassen hatten: „Ihr seid es, die mit Offenheit, Toleranz und Hilfsbereitschaft die Integration neuer Mitarbeiter überhaupt erst möglich gemacht habt. Wir wollen diesen Moment nutzen, um euch Danke zu sagen – dass ihr mit so viel Engagement und Herzblut kann man nicht erzwingen. Man kann sie nicht anordnen, sie zu regulieren.“
Theresa Matz-Ritter und Nina Warken hatten dieses Zusammentreffen bereits im Januar bei einer Veranstaltung im Mudauer Golfrestaurant besprochen, als keine der beiden gewusst hatte, dass die Bundestagsabgeordnete Gesundheitsministerin werden würde und sich den Herausforderungen und Problematiken der Pflege persönlich noch intensiver beschäftigen wird. Doch das Thema sei Warken schon immer wichtig gewesen und zur Bewältigung der vielen aktuellen Herausforderungen, vor allem während der Corona-Pandemie unübersehbar geworden. Sie habe nach eigenen Angaben bereits eine spezielle Kommission ins Leben gerufen. Es gelte, neue Bausteine zu finden, um die Attraktivität des ebenso schönen wie wichtigen Pflegeberufs zu steigern und gleichzeitig Bürokratie abzubauen. Einen seine Ausbildung mit der Übernahme der Personalverantwortung zu beginnen. Es sei aber auch wichtig, die Pflegeversicherung auskömmlich zu gestalten. Nina Warken ging dabei unter anderem auf die Altersentwicklung ein, die es zu berücksichtigen gilt.
Sie bedankte sich beim Leitungsteam von „Haus Theresa“ – dem Pflegeheimleiter Andreas Weimert, der Pflegedienstleiterin Monika Matz (examierte Krankenschwester), Mathias Zahn (examierter Altenpfleger) und Theresa Matz-Ritter (Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen), für die „äußerst herzliche Gastfreundschaft“. Die Gespräche und die Führung durch das Haus machten einmal mehr deutlich, dass die Pflege nicht nur als Karrieresprungbrett genutzt wird, sondern eine Herzenssache ist.
Theresa Matz-Ritter hatte 1994 gemeinsam mit ihrer Schwester „Haus Theresa“ gegründet, das heute als Familienbetrieb läuft. Das Haus hat 89 Plätze, gesamt 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 42 der Pflegeplätze sind vollstationäre Pflege, 18 Plätze entfallen auf die Tagespflege. Im vollstationären Bereich arbeiten 21 examinierte Pflegekräfte, im Tagespflegebereich drei. Warken zeigte sich beeindruckt, wo überall der Personalmangel zu spüren ist, wie schwierig es ist, Personal zu finden, wie viele Vorschriften es gibt und wie kompliziert und teuer die Ausbildung ist.
Auch seien die Bewerbungen aus dem Inland rückläufig, weil das Berufsbild negativ besetzt sei. Dabei sei durch den immensen Anstieg der Lohnentwicklung aufgrund des Mindestlohns auch das Tarifsystem für die Bezahlung der Kräfte endlich leistungsgerecht, was sich positiv auswirke. Aber die Pflegebedingungen seien ein fairer Lohn allein nicht ausreichend. Die Lücken in den Haushaltsplänen sollten so geschlossen werden, dass Leistungen in der Altenpflege und Pflegesätzen deutlich kürzer werden. Andernfalls werde es notwendig, den Rotstift anzusetzen und auf Angebote zu verzichten.
Theresa Matz-Ritter stellte heraus, dass Pflegeberufe zwar Herzblut und Zeit benötigen, man aber für die Ausbildung zu lange braucht und viele Interessierte deshalb abspringen. Sie forderte ein vereinfachtes Verfahren für ausländische Fachkräfte und Pflegehelfer sowie den Abbau unnötiger Bürokratie. Auch die Einführung und Finanzierung neuer Technologien müsse hier unkompliziert erfolgen.
Ein weiteres Dilemma bedeutete die aktuelle Vorgabe zu Einzelzimmern, was nicht nur die Kosten verdoppelt, sondern teilweise auch gegen den Willen der Pflegebedürftigen geschehe, wenn es sich um Ehepaare, Geschwister oder andere Personen handelt. Außerdem sei es mehr als fraglich, wer die enormen Kosten der Neubaukosten am Ende tragen solle. Das bestätigte auch die Bundesgesundheitsministerin mit einem klaren „Absolut“.
Die Auflage für das Haus Theresa sei hoch, betonte Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger. Unterstützt von einer großen Abordnung des Gemeinderats, freute sich ebenfalls das Haus über das Interesse und die Gespräche mit der Ministerin, genauso wie über den politischen Raum benötigten zu Sicherung der Gesundheitsversorgung und die Einzelnen der bereits engagierten Ärzte und Pflegekräfte, aber auch die Unterstützung der Politik. „Das alles ist eine Gemeinschaftsverantwortung, und wir müssen alle Beteiligten viel enger miteinander vernetzen.“